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Leckcheck Nr. 2

Verglichen mit einer laufenden Nase bei einer Erkältung ist der Schimmelbefall in Wohnräumen ebenso ein Symptom mit einer Vielzahl von möglichen Ursachen und Kombinationen aus diesen. Um die Zusammenhänge besser verstehen und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, möchte ich ein aktuelles Beispiel in mehreren Beiträgen näher beleuchten. Denn ein unsachgemäßes Nutzungsverhalten ist meiner Erfahrung nach selten alleinig für derartige Schäden verantwortlich, aber eine zu berücksichtigende Komponente.

 

Ein paar Eckdaten des aktuellen Falls:

  • Mehrfamilienhaus aus den 1960er Jahren in München
  • Kein WDVS (Dämmung)
  • 4 - Zimmerwohnung im EG, Familie mit Kindern
  • Darunterliegend unbeheizter Keller
  • Zentralheizung, teilweise alte Gliederheizkörper in den Räumen
  • Fenster mit Doppelverglasung ohne ALD (Außenbauteilluftdurchlass) ö.Ä.
  • Keine Lüftung in Bad und Küche, weder Zwangsentlüftung noch ventilatorgestützt
  • Jahreszeit: Januar
  • Außentemperatur: 3°C
  • Raumtemperatur im Schlafzimmer (Schadensort mit Schimmelbildung): 14°C
  • Rel. Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer/Wohnung allgemein: 75%
  • Schlafzimmer ist von 2 Außenwänden umschlossen

Die Sockel der Außenwände zeigten fortgeschrittenen mikrobiellen Befall (Schimmel) und waren stellenweise stark ausgekühlt. 

 

Wie kam es nun zu solchem Schimmelbefall unter den gegebenen Umständen? Zuallererst durch Oberflächenkondensation an den betroffenen Wandflächen.

Kurz: Bierflascheneffekt.

 

Ein kühles Getränk wird aus dem Kühlschrank entnommen und auf den Küchentisch gestellt. Nach kurzer Zeit schlägt sich an der Flasche das in der Raumluft enthaltene Wasser nieder.

Bild mit Dall-E erstellt
Bild mit Dall-E erstellt

Was den Betrachter schon beim bloßen Anblick erfrischt, ist an der Wand im Schlafzimmer unerwünscht. Genau das passierte jedoch in vorliegendem Schadensfall. Die Außenwand war stark ausgekühlt, die rel. Luftfeuchtfeuchtigkeit hoch. In der Raumluft enthaltenes Wasser kondensiert an den betroffenen Wandflächen aus. Dieses feuchte Milieu stellt zusammen mit Tapete, Staub, Farbe usw. einen idealen Nährboden für Schimmelpilze dar.

Ich bin kein Schimmelexperte, die zugrundeliegenden physikalischen Prinzipien sind jedoch klar. Die Ursachen unzweifelhaft zu benennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen gestaltet sich schwieriger. Ein signifikanter Luftwechsel findet in dieser Wohnung mit den o.g. Eckdaten nur durch Stoßlüften statt. Weder im Badezimmer, noch in der Küche waren nutzerunabhängige Lüftungseinrichtungen verbaut. Es ist anzunehmen, dass die ursprünglich in den 60er Jahren eingebauten Fenster hierzu einen besseren Beitrag geleistet haben als die derzeitig verbauten und luftundurchlässigeren Isolierglasfenster. Stichwort Einzelmaßnahme. 

 

Zusammenfassend kann in vorliegendem Fall als Sofortmaßnahme nur die Empfehlung ausgesprochen werden, die Räume ausreichend zu beheizen und nach den altbekannten Regeln zu lüften. Vor dem Hintergrund der immer weiter steigenden Energiepreise keine willkommene Empfehlung. Langfristig müssen die Ursachen analysiert und ein Sanierungskonzept erstellt werden. Das heißt aber auch, dass dies immer im Einzelfall zu prüfen ist. Die Entstehung solcher Schäden vorschnell auf unsachgemäßes Nutzungsverhalten zu reduzieren, greift oft zu kurz.